[Oder: Was kosten hier die Himbeeren?]
....erst am Samstagmorgen, mit sechs einheimischen Schlachtenbummlern. Schnell wurde noch Nassfutter und paar Eier eingeladen, das Bergvolk verabschiedet und los ging´s in Richtung Autobahn. In Siebenlehn wurden dann noch schnell die Drei von der Sektion DD/FTL einkassiert, der Biervorrat aufgefüllt und der Kleinbus in Vollbesetzung gebracht – letzte Reihe „Veteranen“, dazwischen „Mittelalter“ und ganz vorn die „Jungen“: „Kann ni´“, „Will ni´“ und „Darf ni´“!
Unser Busfahrer Billy entschied sich kurzfristig für die Route über Berlin – muss man ja auch mal gesehen haben – und so konnten wir dort noch schnell etwas Leergut loswerden. Der Mittagshunger wurde klassisch mit Fastfood überwunden und unser 9 ¾ - „Langfinger“ sicherte sich noch schnell ein Blümchen samt Vase für zu Hause.
Nach kurzweiliger Weiterfahrt konnte die Stadt an der Waterkant pünktlich zum Nachmittag erreicht werden. Dort lotste uns, der bereits mit dem Zug angereiste, Siggi schnell auf unseren VIP-Parkplatz vor der Bundesbank. Nun trennten uns nur noch 84 Treppenstufen im Advokatenhaus „Deichgraf“ von unserem noblen Dachgeschoss-Apartment mit Gerüst-Interieur. Dort konnten wir nun auch den 11. Mitstreiter Schwarzi begrüßen und die Bude entern. Sternekoch Siggi tischte uns schnell noch Nudelbolognese auf, dann fix noch ein Helles in die Gusche geknallt und los ging´s in den Hamburger Abend. Zwischen St. Pauli und Altona gönnten wir uns eine homonautische Führung über die Reeperbahn. Viel muss man dazu jetzt auch nicht schreiben – Davidwache, Ritze, Dildoking, Herbertstraße, Chinesenviertel, katholische Kirche und immer schön dran denken „Auf St. Pauli pinkeln die Hauswände zurück!“ – ansonsten Nutten, überall Nutten! Danach wurde am Kiezkrug zur Abkühlung noch schnell ein ASTRA verhaftet und schnurstracks ging´s zurück in die Heia, denn der Sonntag sollte ein besonderer Tag (der niemals enden wollte) werden.
Noch vor Sonnenaufgang trällerten am Sonntagmorgen um 05:30 Uhr die ersten Handywecker und frei nach dem Motto „Hart ist der Zahn der Wanderratte, doch härter ist die Morgenlatte“ machte man sich nach einem Schluck Kaffee und ohne Frühstück auf in die dunkle Nacht in Richtung Hafen, denn „MARKT IS MARKT“! Angekommen am berühmten HH-Fischmarkt wurden die Marktschreier links liegen gelassen, schnell noch ein Fischbrötchen reingezerrt und ab ging´s in die Markthalle mit Livemusik, Bierausschank und warmer Küche. Dort sammelte sich alles, was die Reeperbahn noch von der Nacht übrig gelassen und ausgespien hat – und wir, mit nicht wenigen anderen Dynamofans, mittendrin. Mit guter Laune entschlossen wir uns, paar Stunden zu bleiben und so wurden es am Ende fünf Runden à la 300,- Euronen – Prost! Zwischendrin wurden noch paar betrunkene Wessi-Blondinen und der Klomann verarscht und gelernt, dass jedes Essen in Hamburg mit Spiegelei abgedeckt wird. Auf dem Heimweg zur kurzen Mittagsruhe konnte Eumel schnell noch paar Kilo Himbeeren für ‘n Euro erhaschen und schon war ein Viertel des Tages schon wieder Geschichte.
Nach der Mittagspause rückten die Hungrigen noch kurz im benachbarten Kartoffelkeller ein – für jeden einmal Schnitzel mit Spiegelei obendrauf und ein Bier! Danach wurden die Öffentlichen genutzt, um schnell zum sportlichen Highlight des Tages Handball zu gelangen. Angekommen im Volkspark wurden wir auch gleich vom „Freundlichen“ vor der Barclaycard-Arena angesprochen und gefragt, ob „Holiday On Ice“ denn tatsächlich unser Ziel sei …na klasse! Glücklicherweise hatte ein gelangweilter Arena-Shuttlebus-Fahrer den Mut, unsere Truppe zum nächsten S-Bahnhof zu bringen und so konnten wir das andere Ende der Stadt mit etwas Verspätung erreichen. Das Spiel HSV Hamburg gegen HBW Balingen-Weilstetten ging gerade in die Halbzeitpause. Also schnell Bier weggeschafft und wieder aufgefüllt, die illegalen Platzbesetzer verscheucht - „Hau´n Sie ab man!“, Klatschpappe geschnappt und losgeguckt. Die Heimniederlage des Zweitligisten änderte am Ende nichts an unserer Stimmung. Oder wie der Hamburger sagt – ist mir doch piepe!
Dann noch kurz beim Rentnerathletikclub vorbeigeschaut und weiter ging´s wieder in Richtung Hafencity.
Schwarzi‘s Handy zeigte schon wieder Mittleres Stresslevel an und wir wollten in der Dämmerung unbedingt noch das Kulturdenkmal Elbphilharmonie erklimmen. Der Umbau des ehemaligen Kaispeichers kostete den Steuerzahler über 800 Mio. Euro! So konnten wir auf der Plaza, dem Außenrundgang, noch paar schicke Fotos mit Stadt- und Elbsilhouette schießen und nutzten schließlich die 80 m lange Rolltreppe „Tube“ um wieder ins Freie zu gelangen.
Da keiner Appetit auf Labskaus hatte, kehrten wir anschließend mal beim Italiener in einer leergefegten Einkaufspassage zum Abendessen ein. Die Pizza nahmen wir dieses Mal ohne Spiegelei und das Bier wie gehabt! Alltagsgeschwächt, der Tag war wie angestemmt, verließen dann bereits zwei Klaukschieter die Gruppe, um im Neste nicht noch einen Krimi zu verpassen. Der Rest begab sich nochmals auf die Reeperbahn, um noch mal im Spielzeugladen für Erwachsene zu gucken, was es denn da so Neues gibt und danach in der Kneipe noch ein paar Säulchen leerzuzutschen. Danach ging es auch für die Alten zurück, denn der Sandmann wartet ja bekanntlich nicht! Die Jungen von der ersten Reihe, nennen wir sie jetzt einfach mal „Homo“, „Spast“ und „Knetkopp´“, zogen noch bis etwa 04:00 Uhr morgens über den Kiez, wobei Gerüchte über angebliche Fensterputzaktionen auf der Herbertstraße bedauerlicherweise mit der Einschränkung „unbestätigt“ veröffentlicht werden müssen. Die Ritze wurde an diesem Abend jedenfalls zum mittelsächsischen Gartenlokal umfunktioniert.
Der Montagmorgen begann dieses Mal etwas später, dafür mit einem großzügigen Frühstück mit Rührei von Siggi. Nun wurde auch dem Letzten klar, dass das jetzt der Tag mit dem Fußballspiel sein wird.
Nach ordentlichem Rumgammeln, Busumparken und Biernachkaufen ging es zunächst zum Vorspiel in die alte Holsten-Brauerei. Unser „9 ¾“ konnte sich dort mit unseren Eintrittsgutscheinen noch mal komplett neu einkleiden. Anschließend wurde das Innenleben der Brauerei mit dem pensionierten Bierverkoster Rolaf-Alkmund durch den FC-TÜV begutachtet. Zum Schluss gab´s noch ein kleines Häppchen mit Treberbrot, Schinken und frisch Gezapften von der Wirtin Ludmilla und nebenbei wurde auch noch ein nervöser HH-Hampelmann vom Tisch vertrieben – ja wir wollen wirklich noch zum Fußball, du Homo! Da man unseren Durst jedoch nicht so schnell stillen konnte, wurden wir dann später doch freundlich hinausgebeten. So ging´s also etwas früher zum Treffpunkt der anreisenden Dynamofans und wir besetzten für die folgenden Stunden ein hiesiges Premium-Burger-Restaurant, welches später auch noch Fassbier auffahren konnte. Schwarzi’s Uhr hatte auch schon wieder mittleres Stresslevel – also alles Gut.
Am Abend ließen wir uns dann vom Shuttlebus zum Stadion chauffieren. Die dicke Luft im Bus hatte aber nichts mit unserer Laune zu tun - eten, suupen, puupen, dat mok buten! Am Volksparkstadion waren wir dieses Mal richtig. Die vermeintliche Hooligan-Invasion wurde mit einem ordentlichen Aufgebot von Robocops mit Wasserwerfern und Barrikaden-Räumfahrzeugen begrüßt. Das Volksparkstadion erlebte an diesem Abend den womöglich größten Auswärtsblock (über 8.000 Dynamos) seiner Geschichte und so konnte der HSV-Troubadour Lotto-King-Karl auf seiner gelben Hebebühne ordentlich ausgepfiffen werden. Zu Spielbeginn wurde erstmal überschwänglich Pyro gezündet - Porsti musste sich währenddessen im Fahnenschwenken beweisen - und später noch eine Blockfahne mit HSV-Dino und FCSP-Zecke gehisst – solang wir in die Elbe scheißen, gibt´s in Hamburg was zu beißen! Die Stimmung in der DD-Kurve war angemessen laut, jedoch merkte man auch, dass so einige Eventfans mit am Start waren. So konnte man auch die stimmgewaltige HSV-Nordtribüne ab und zu wahrnehmen. Die provozierenden Anti-Ossi-Sprüche der Heimseite wurden mit einem geordneten und lauten OST-OST-OSTDEUTSCHLAND Marsch souverän gekontert. Unsere Mannschaft bot dem Favoriten mit einer defensiv geprägten Taktik recht lang Paroli und so musste wieder kurz vor Schluss ein dämlicher Fehler ran, um abermals ärgerlich mit 0:1 den Kürzeren zu ziehen – wir sind es ja inzwischen gewohnt! Nach dem Spiel verschwand die Staatsgewalt schneller als wir aus dem Volkspark, denn die Shuttlebusse ließen recht lange auf sich warten – Skandal! Somit sammelte sich anschließend ein großer Mob von Dynamos am S-Bahnhof Othmarschen. Da wir keine Lust auf Sprottenkuscheln hatten,
wurde schnell „Trick 95“ angewendet und wir fuhren kurzerhand in Gegenrichtung unserer einfahrenden S-Bahn entgegen, geschwind umgestiegen und die Masse belächelt – Siggi ist ’n plietschen Dutt! Der Weg führte direkt zurück in die gute Stube und die meisten krachten sich noch ein oder zwei Tankstellen-Fasane zwischen die Kauleisten. Inzwischen waren wir auch auf Dosenbier umgestiegen und „Tschernobilly“ bereits im Traumland angekommen. So ließen wir unseren letzten Abend in der Hansestadt gemütlich ausklingen.
Am Dienstagmorgen wurden nach ausgiebigem Frühstück schnell Sachen gepackt und Reinschiff gemacht. Da Bahnfahren heutzutage ja auch etwas mit Glücksspiel zu tun hat, verabschiedeten wir Siggi und Schwarzi vorzeitig. Der Rest ließ sich von Eumel aus dem Venedig des Nordens juckeln. Zwischendrin noch schnell Auftanken und die aktuelle Springer-Stiefel-Presse besorgt und schon ging´s entspannt wieder in den dunklen Osten. Die Rückfahrt verlief recht unspektakulär, außer dass Billy seinen Bierdurst vermutlich in Hamburg in die Elbe verloren hatte. Zwischendrin wurde dann nochmal der Fahrer gewechselt – Bast´l du bist jetzt dran, Ruhezeiten müssen eingehalten werden! Unser 9 ¾ (Finger) verblüffte zum Mittag noch mit einer Juniortüte – da war bestimmt ein 15“ Cock with Balls! von der Reeperbahn drin. Ansonsten wurden die letzten Bierreserven bis Dresden fast komplett vernichtet. Die Landeshauptstädter wurden am Stadtrand von Dresden einer Frau mit blauen Auto übergeben. Der Rest setzte seine Fahrt in die heimische Bergstadt bis in den späten Nachmittag fort.
FAZIT: Das verlängerte Wochenende in Hamburg stellt sicherlich ein Highlight in der Geschichte der Fanclub-Ausfahrten dar. Es war eine gelungene Tour und so soll zu guter Letzt auch noch den Organisatoren, den Vorabbezahlern, den Fahrern, dem Koch und den Sprücheklopfern herzlichst gedankt sein – Kerls, wat is dat moig!
Bericht: Marco Klemm ! DANKE ! |
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